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Wie wirksam ist eine Kombi-Impfung in der Schweinemast?

20.07.2011

Durchfallerkrankungen sind ein großes Problem in der Schweinemast in ganz Europa. Seit fünf Jahren besteht nun die Möglichkeiten, gegen den Erreger von Ileitis, Lawsonia intracellularis, zu impfen. Entgegen der Hoffnung der Schweinemäster traten weiterhin Erkrankungen und Durchfallerscheinungen auf, die Gruppen zeigten teilweise starke Zuwachsunterschiede und schienen kaum auf die Impfung zu reagieren. Das brachte Wissenschaftler dazu, auch andere Verursacher von Durchfallerkrankungen zu  betrachten, da nicht nur Lawsonien die Ursache des Übels sein können. Circoviren sind neben den Lawsonien ebenfalls eine wichtige Gruppe, die Durchfallerkrankungen auslösen.

Seit 2007 werden nun Impfstoffe erfolgreich gegen Circoviren eingesetzt, mittlereweile sind auch Impfstoffe für Ferkel durch die EU zugelassen. Das ist auch der Anlass für die aktuelle Untersuchung, welche die Frage aufwirft, ob die beiden Impfstoffe miteinander kombiniert werden können und so ein wirtschaftliches Ergebnis zu erwarten sei.

Der Versuch umfasste 1405 Schweine aus einem gemischten Zucht-Mast-Betreib, die keine klinischen Symptome einer Erkrankung aufwiesen. Trotzdem ließen sich Circoviren und Lawsonien nachweisen. Dadurch wird die Gefahr der subklinischen Ileitis deutlich: äußerlich nicht erkennbar, trägt das Tier die Erreger in sich und provoziert somit einen Ausbruch der Krankheit.

Für den Versuch wurden die Tiere in vier Gruppen unterteilt:

  • Gruppe 1: Kontrollgruppe ohne Impfung
  • Gruppe 2: nur Lawsonien-Impfung
  • Gruppe 3: nur Ileitis-Impfung
  • Gruppe 4: kombinierte Impfung

Die Impfung der Gruppen 2 bis 4 fand im Alter von drei Wochen statt. Zu diesem Zeitpunkt wurden die Tiere auch erstmals gewogen. Die anderen Wiegezeitpunkte waren zum Umstallen in den Mastbetrieb, zur Mitte der Mast und vor dem Schlachten angesetzt. Blutproben wurden stichprobenartig gezogen, um den Forschern das Auftreten von Krankheitserregern ersichtlich zu machen. Es wurde herausgefunden, dass die Tiere im Zeitraum des Umstallens mit den Erregern kontaminiert wurden.

Ergebnisse:

Eine doppelte Impfung macht Sinn
Tageszunahmen und Verlustraten der Versuchsgruppen
  Gruppe 1 Gruppe 2 Gruppe 3 Gruppe 4
Anzahl Tiere/Gruppe 327 318 376 384
Verluste gesamt (ab 3.LW) 8,3% 5,3% 4,0% 2,6%
Verluste Mast (ab 12. LW) 6,3% 23% 2,5% 1,1%
Tageszunahmen in der Mast 751 g/d 774g/d 772g/d 792g/d
Differenz Kontrollgruppe 0g/d +23g/d +21g/d +41g/d

 

Aus der Tabelle ist abzulösen, dass die Verluste in Gruppe 1 am höchsten waren. In Gruppe 4 verendeten lediglich weniger als 3% der Tiere. Daraus kann man schließen, dass sich eine Impfung im Hinblick auf die Verluste in jedem Fall lohnt. Die Tageszunahmen sind in Gruppe 4 am höchsten und unterscheiden sich signifikant von den drei anderen Gruppen. Dies ist der wirtschaftlich entscheidenste Punkt: die deutlich höheren Tageszunahmen gleichen die Kosten für die Impfung mehr als aus.

Die Infektion mit Lawsonien führte zwar in keinem Fall zum Tode, verursachte aber deutliche Leistungseinbußen in der Wachstumsleistung und Futterverwertung. Weiterhin wurde festgestellt, dass gegen Ileitis geimpfte Tiere eine höhere Widerstandskraft gegen Lawsonien entwickelten, was mit der stabileren Darmflora (der Darm fungiert als größtes Immunsystem des Körpers) zu erklären ist. Damit ist folgendes festzustellen: auch wenn die Infektion mit Lawsonien eher subklinisch verläuft, hat die Erkrankung einen deutlich verschlechterten Allgemeinzustand zur Folge und macht das Tier für andere Keime.

Der wirtschaftliche Nutzen der Doppelimpfung wird bei folgender Berechnung deutlich: berücksichtigt man die Unterschiede in den Tageszunahmen und der Futterverwertung und legt einen Fleischpreis von 50ct/kg zugrunde, steigt der Deckungsbeitrag pro Tier auf ca. 7€ bei der einfachen Ileitis-Impfung. Verrechnet man die Kosten der Doppelimpfung, steigt der Deckungsbeitrag auf stattliche 11,60€ pro Schwein.

Zusammenfassend kann man also sagen, dass sich eine Doppelimpfung nicht nur im wirtschaftlichen Sinne lohnt, auch die Tiergesundheit verbessert sich dadurch deutlich und macht die Herde weniger anfällig für andere Krankheitserreger.

Quelle: "Tiergesundheit und mehr" Ausgabe 02/11, www.boehringer-ingelheim.de