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Weidesystem Kurzrasenweide

27.04.2011

System der Kurzrasenweide in der Mutterkuhhaltung

Hohe Zunahmen sind nicht nur in der Mast, sondern gerade auch in der Aufzucht ein wichtiger Bestandteil eines erfolgreichen Betriebssystems.  Dass dies in der  Mutterkuhhaltung möglich ist, bezweifeln viele. Jedoch sind nach neuen Studien 1200 bis 1500g/d durchaus machbar – wie in einem Hochleistungsmastbetrieb für Bullen. Um solche Zahlen zu erreichen, ist ein optimales Weidemanagement die Grundlage. Dazu gehört nicht nur der frühe Auftrieb im März oder April, sondern auch regelmäßige Kontrolle der Bestände und die Anpassung der Weideflächenzuteilung.

Je nach Höhenlage und Eintritt in die Vegetationsperiode können die Tiere zwischen E III und M IV auf die Weiden getrieben werden. Das ist der richtige Zeitpunkt,  um die Bestockung zu fördern und Unkraut wie Ampfer oder Scharfer Hahnenfuß zu hemmen. Gerade die modernen Hochleistungsgräser reagieren positiv auf Tritt und frühe Beweidung und können sich so besser durchsetzen.  Wie auch bei der Standweide verbleibe die Tiere die gesamte Vegetationsperiode auf der gleichen Fläche, nur die Zuteilung der Beweidungsflächen wird an die unterschiedlichen Futterzuwächse angepasst: guter Zuwachs und hoher Bestand bedeuten kleinere Weideflächen und umgekehrt. So müssen die Kühe entweder gründlich abfressen und haben kaum Möglichkeiten zur Selektion, umgekehrt tritt aber auch keine Mangelsituation auf.  Die Flächenzuteilung erfolgt je nach den mikroklimatischen Bedingungen 4 bis 5 Mal im Jahr.

Wichtigster Parameter zur Bemessung der Fläche ist die aktuelle Bestandshöhe. Sie sollt zwischen  5 und 7 cm liegen,  immer  in Abhängigkeit vom jeweiligen Aufwuchsvermögen. Bei guten Bedingungen im Frühjahr können kurzfristig auch 4cm toleriert werden, bei schlechteren Wachstumsfaktoren sollt man etwas großzügiger  sein. Von großer Bedeutung ist allerdings die häufige Kontrolle: einmal pro Woche sollte in jedem Fall gemessen werden, sodass noch Zeit zum Reagieren bleibt.

Die Besatzdichte kann im Frühjahr bei vier bis sechs Kühen einschließlich Kälbern je ha liegen und sollte bis zum Spätjahr auf zwei bis drei Kühe und Kälber verringert werden. Ab der Sonnenwende gehen die Gräser ins vegetative Wachstum über und bilden daher mehr Blattmasse, die weniger verholzt und länger von den Tieren angenommen wird, sodass auch bei einer geringen Besatzdichte ausreichend abgefressen wird.

Die nicht beweideten Flächen werden zur Futterkonservierung geschnitten. Trotz der Beweidung sollte gedüngt werden, allerdings sind vor allem die N-Gaben anzupassen.

Die Haltung auf der Weide erfordert regelmäßige Parasitenbekämpfung: bewährt hat sich die dreimalige Behandlung der Tiere mit Pour-on-Präparaten:

  • Vier Wochen nach dem Austrieb
  • E VI bis A VII
  • Nach dem Aufstallen im Herbst

In Betrieben mit knapper Arbeitskraft, aber ausreichendem Flächenangebot, ist die Mutterkuhhaltung eine gute Alternative. Die saisonale Kalbung sollte auf Dezember bis Februar eingestellt werden, sodass die Kälber schon kräftig genug für den Austrieb sind, das große Aufwuchspotential des Grases in den Frühlingsmonaten aber noch der Laktationskurve entspricht. Trotz gutem Grasangebot können die Kühe durch supplementiertes Ergänzungsfutter die Mineralstoffversorgung und Aminosäure-Zusammensetzung der Milch verbessern, sodass ein noch besseres Aufzuchtergebnis erzielt wird. Die Kälber können zehn Monate bei der Kuh bleiben, dann ist der Pansen schon sehr gut entwickelt und kann sich problemlos auf die folgende Mast einstellen. Zudem wird die Milchproduktion der Kühe voll ausgenutzt und die Muttertiere verfetten in den letzten Weidewochen nicht. Kastriert man die männlichen Kälber im Alter von etwa drei bis vier Monaten, spart man sich die Trennung der Tiere in den letzten Weidemonaten.

Insgesamt ist der Arbeitsaufwand bei der Kurzrasenweide überschaubar. Der Großteil entfällt auf die Bestands- und Zaunkontrollen sowie die Wasserversorgung der Tiere. Bei gutem Management lässt sich so das Potential eines typischen Weidestandorts in jeder Hinsicht optimal ausnutzen.

Quelle: top agrar 04/2011