Vier Bereiche um Streptococcus uberis Einhalt zu gebieten
Mastitiserreger verursachen Euterentzündungen und sind ein Grund für die vorzeitige Schlachtung von Milchkühen. In einer breit angelegten Milchprobenuntersuchung wurden von Januar bis November 2010 Proben aus Deutschland auf die darin enthaltenen Mastitiserreger untersucht. Die Proben stammten dabei von Mastitisfällen aus der Praxis inklusive vorbehandelter und chronisch erkrankter Tiere. Aus den insgesamt 1287 Ergebnissen zeigte sich, dass Streptococcus uberis der häufigste Erreger ist. Die Umgebung der Kuh ist für Strep. uberis der wichtigste Aufenthaltsort. Vor allem in den Zwischenmelkzeiten besteht ein sehr hohes Infektionsrisiko. Neue Studien zeigen allerdings, dass er ebenfalls von Kuh zu Kuh übertragen werden kann. Für die Vorsorge gegen Strep. uberis gibt es 4 Bereiche, die dabei immer wieder überprüft werden sollten:
Bereich Haltung
Um Strep. uberis vorzubeugen, sollten die Kühe in einem sauberen, trockenen, kühlen und bequemen Stall gehalten werden. Die Boxenhygiene ist eine wichtige begleitende Maßnahme, die nicht vernachlässigt werden darf. Gut gepflegte und richtig dimensionierte Liegeboxen müssen regelmäßig mit ausreichend trockener Einstreu versehen werden. Wird Kalk (pH>9) mit beigemengt, reduziert dies den Keimdruck. Saubere Laufgänge verhindern, dass Schmutz in die Liegeboxen eingetragen wird. Hilfreich für ein sauberes Euter ist z.B. das Entfernen der Haare am Euter durch Scheren oder Abflammen. Ein gutes Stallklima verringert die Vermehrungschancen für die Umwelterreger und fördert gleichzeitig die Futteraufnahme und damit die Stoffwechselstabilität bei den Kühen. Da besonders Stroh ein sehr gutes Milieu für den Mastitiserreger ist, bergen Tiefstreuställe ein besonders hohes Infektionsrisiko. Regelmäßiges Ausmisten, Reinigen und Desinfizieren sind wichtig, um dem Erreger ein Garaus zu machen- einfaches Überstreuen kann den Infektionsdruck hingegen nicht ausreichend senken!
Bereich Fütterung
Wichtig für die Vorbeugung gegen Infektionen ist eine stabile Stoffwechsellage der Kühe. In den kritischen Phasen der Hochleistungstiere, wie z.B. in der Frühlaktation bei negativer Energiebilanz muss daher unbedingt auf eine leistungs- und wiederkäuergerechte Fütterung geachtet werden.
Bereich Trockensteher
Noch nicht abgekalbte Färsen und trockenstehende Kühe sind stark gefährdet, Infektionen zu bekommen. Es wurde analysiert, dass in der Trockenstehphase über 30 % der Infektionen mit diesem Erreger entstehen! Strep. uberis ist dabei sehr sensibel gegenüber Penicillin, daher sollte der Trockensteller diesen Wirkstoff ebenfalls enthalten. Betriebe, die ihre Hygiene im Trockensteherbereich nicht optimieren können, können den Trockensteller zusammen mit einem Zitzenversiegler verwenden. Das Infektionsrisiko für Strep. uberis ist besonders hoch in Zitzen, in denen der interne Keratinpfropfen nur verzögert oder gar nicht aufgebaut wird.
Bereich Melken
Da Strep. uberis auch von Kuh zu Kuh übertragen werden kann, müssen somit auch beim Melken entsprechende Vorkehrungen getroffen werden:
- Blindmelken vermeiden: Starke Keratosen führen zu einem unzureichenden Verschluss des Zitzenkanals und ermöglichen so ein leichteres Eindringen der Keime
- pflegende und desinfizierende Dippmittel sollten in ausreichender Konzentration eingesetzt werden
- Kühe sollten nach dem Melken mind. eine halbe Stunde stehen gelassen werden, damit sich der Strichkanal wieder schließen kann
- Roboterbetriebe sollten auf eine Mindestzwischenmelkzeit von sechs Stunden achten, damit eine ausreichende Regeneration des Schließmuskels gewährleistet wird
Kann einer klinischen Mastitis mit Strep. uberis nicht vorgebeugt werden, muss schnell und ausreichend lange therapiert werden. Nur dadurch lässt sich eine dauerhafte Schädigung des Drüsengewebes verhindern und die Gefahr späterer Neuinfektionen reduzieren.
Quelle: „Wer seinen Gegner kennt, kann Mastitis erfolgreich bekämpfen“ Tiergesundheit und mehr (3/2011)