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Mehr männliche Wurfgeschwister=mehr Probleme?

09.12.2011

In einer Nukleusherde der Deutschen Landrasse (Hülsenberger Zuchtschweine) wurden die Verhältniszahlen der weiblichen und männlichen abgesetzten Ferkel untersucht. Drei  Feststellungen konnten gemacht werden:

  •  die Wahrscheinlichkeit, dass ein Ferkel männlich oder weiblich ist, beträgt 50 %
  •  das Geschlechterverhältnis wird nicht vom Besamungszeitpunkt beeinflusst
  • mit steigender Wurfgröße erhöhte sich der Anteil männlicher Ferkel

Mit dem Hintergrund der anhaltenden Steigerung der Wurfleistungen stellt sich die Frage, wie sich eine Überzahl von männlichen Wurfgeschwistern auf die späteren Reproduktionsleistungen der Sauen auswirken kann.

Das Geschlechterverhältnis bei den Würfen kann beträchtlich schwanken. Warum so starke Variationen auftreten, ist bis dato noch nicht vollständig geklärt. Fortpflanzungsbiologen und Schweinezüchter waren lange Zeit der Auffassung, dass der Anteil männlicher Feten während der pränatalen (=vorgeburtlichen) Entwicklung im Uterus keinen Einfluss auf die spätere Zuchttauglichkeit und reproduktive Fitness ihrer weiblichen Wurfgeschwister ausübt. Neuere Befunde haben allerdings zu anderen Schlussfolgerungen geführt!

Die Untersuchungen dazu erfolgten in zwei in Mecklenburg- Vorpommern gelegenen Sauen haltenden Betrieben. Beim ersten Betrieb handelte es sich um einen Ferkelerzeugerbetrieb mit eigener Bestandsremontierung durch Jungsauen der Dänischen Landrasse sowie Kreuzungstiere aus Large White x Dänische Landrasse. Der zweite Betrieb war ein Nukleuszuchtbetrieb der Deutschen Landrasse.  Nach den vorliegenden Ergebnissen übt das Geschlechterverhältnis im Ausgangswurf von weiblichen Zuchtschweinen einen statistisch gesicherten und für die Züchtungspraxis bedeutsamen Einfluss auf die Anteile von Jungsauen aus, die die Eigenleistungsprüfung im Feld erreichen und positiv bestehen. Folgende Ergebnisse kamen bei dem Versuch heraus:

  • mit steigendem Anteil männlicher Wurfgeschwister  nahmen gleichzeitig die Gesäugemängel bei den Jungsauen zu
  • Jungsauen aus Ausgangwürfen mit  über 70 % männlichen Wurfgeschwistern erzielten eine signifikant niedrigere Abferkelrate.

Die Ursachen des negativen Einflusses zu vieler männlicher Geschwister auf die spätere Reproduktionsleistung der Sau beruhen wahrscheinlich auf den Einflüssen in der vorgeburtlichen Entwicklung. Während dieser Phase beginnen nämlich die Feten, geschlechtsspezifische Hormone zu sekretieren, die von benachbarten Feten aufgenommen werden können. Ein unausgewogener Hormonspiegel kann sich ungünstig auf die anatomische Ausbildung des Geschlechtstraktes und das spätere Verhalten der weiblichen Tiere auswirken.  Ebenso ist es möglich, dass Androgene (Hodenhormone) von männlichen Feten die Entwicklung des Drüsengewebes der späteren Mammarkomplexe beeinflussen, so dass die weiblichen Wurfgeschwister eine ungenügende Zitzenzahl und Gesäugequalität aufweisen.

Die Empfehlung, weibliche Ferkel aus Würfen mit über 70 % männlicher Wurfgeschwister nicht zur Zucht zu verwenden kann in der Schweinezucht dazu beitragen, bei der Aufzucht, in der Leistungsprüfung und bei der Zuchtwahl weiblicher Remontetiere den Anteil geeigneter Tiere sowie die Abferkelrate zu verbessern.

Quelle: „Zu viele Brüder bringen Probleme“ aus DGS Magazin 48/2011