Vergleich zweier Schnelltests zur quantitativen Deoxynivalenol- Bestimmung
Vergleich zwei neuer Schnellsysteme zur quantitativen
Bestimmung von Deoxynivalenol
Die EU-Verordnung 1881/2006 (mit all ihren Ergänzungen)
regelt die Grenzwerte von Kontaminanten, welche in Lebensmitteln vorkommen
können. Unerwünschte Stoffe können Stoffwechselprodukte von Pilzen sein. Diese
Mykotoxine können auch in Getreide und Getreideprodukten vorkommen. Es gibt
Grenzwerte für Mykotoxine, welche dann vor der ersten Verarbeitungsstufe nicht
überschritten sein dürfen (die Reinigung gehört nicht zur Verarbeitung). Das
Fusarien-Toxin Deoxynivalenol (DON) ist das in Deutschland bekannteste Toxin im
Getreide. Bei unverarbeitetem Getreide
(z.B. Hafer 1,25 mg/kg) liegen die Höchstmengengehalte höher, als bei
verarbeiteten Getreideprodukten (z.B. 0,5 mg/kg bei Frühstückscerealien). Vor
allem im Getreidehandel ist eine schnelle Erkenntnis über den DON-Gehalt sehr
wichtig, da lange Wartezeiten zu logistischen und monetären Problemen führen.
Die Schnellmethoden auf dem Markt zeigen oftmals nur Ja oder Nein an, also ob
der Grenzwert überschritten ist oder nicht. Das Max Rubner-Institut in Detmold
hat zwei neue Schnellsysteme zur exakten Gehaltsbestimmung getestet. Das erste
System (A) wurde auf Basis der Fluoreszenzpolarisation entwickelt, das Zweite
System (B) beruht auf der Intensitätsmessung einer Farbreaktion. Laut
Hersteller sollen diese Systeme verlässliche und zeitnahe Aussagen über die
Don-Gehalte treffen. Das Max Rubner-Institut hat verschiedene Erntemuster von
Weizen, Roggen und Mais nach Herstellerangaben auf DON-Gehalte untersucht. Vor
der Analyse muss das Getreide bei beiden Verfahren vermahlen und homogenisiert
werden.
Durchführung Test A:
5g der homogenisierten und vermahlenen Getreideprobe werden
in einen Mixbecher gewogen, dazu gibt man 32g der Extraktionslösung, dann wird
beides zusammen im Mixer 1 Minute
extrahiert. 0,5ml dieses Extraktes werden über eine Festphasenextraktionssäule
mit Hilfe einer Zentrifuge auf gereinigt. 200µl des Extrakts werden in eine
Küvette mit Rührer gefüllt und mit 2300µl Reaktionspuffer aufgefüllt. Die
gefüllte Küvette wird anschließend in das Polarimeter gestellt und die Messung
gestartet. Während der Messung werden je 20µl der Reagenz 1 und der
Reagenz 2 dazu pipettiert und die Reaktionen verflogt. Das Ergebnis wird mit Hilfe
eines mitgelieferten Anwenderprogramms am Computer ausgewertet und gespeichert.
Durchführung Test B:
1g der zerkleinerten und homogenisierten Probe wird in ein
Röhrchen gefüllt und mit 15ml Extraktionspuffer aufgefüllt. Das verschlossene
Röhrchen muss anschließende 3 Minuten (per Hand oder Maschine) geschüttelt
werden. Der Extrakt wird anschließen 3-5 Minuten stehen gelassen, damit die
Partikel sedimentiert werden oder man filtert und zentrifugiert den Extrakt.
100µl
der Lösung werden auf das Applikationsfeld des Teststreifens gegeben, dieser
Streifen wird nach exakt 5 Minuten in das Lesegerät gelegt und die Messung wird
gestartet. Das Gerät wird mit Hilfe einer vorne angebrachten Steuereinheit
bedient. Die Ergebnisse können im Gerät
gespeichert werden (bis zu 100 Messungen), auf den Computer übertragen werden
per Mini-USB-Anschluss oder mit dem mitgelieferten Drucker ausgedruckt werden.
Tabelle: Eigenschaften der getesteten Schenllsysteme zur quantitativen DON-Bestimmung (lt. Hersteller)
Spezifikationen | System A | System B |
Name | "aokinmycontrol DON" | "Ride®Quick DON" |
Basis | Fluoreszenz-Polarisation | Farbreaktion, Lateral Flow |
zum Betrieb benötigte Geräte |
Polarimeter, Computer, Laborzentrifuge, Pipetten, Küvetten | Lesegerät, Pipetten |
Zubehör | Mixer, Mixbecher | Barcode-Scanner, Drucker |
Verbrauchsmaterial | "aokinmycontrol"-Kits | Teststreifen |
Einwaage | 5g | 1g |
Extraktion, Aufbereitung | mitgelieferter Puffer, Zentrifugatin, Zusatz von Reagenz 1 und 2 | mitgelieferter Puffer, Filtration oder Zentrifugation, Stopplösung |
Messvolumen | 2500 µl | 100 µl |
Messzeit | 3 min | 5 min |
Analysezeit gesamt | 10 min | 10 min |
Ergebnisanzeige | wahlweise µg/kg oder nmol/l | ppm |
USB-Anschluss | ja | nein, Übertragungskabel zum Computer vorhanden |
Einsatz für Weitere Toxinbestimmungen | ja, Zearalenon, Aflatoxine, Ochratoxin A usw. | ja, Aflatoxine, Fumonisine, Zearalenon (ab Ende 2011) |
Hersteller | aokin AG, Berlin | r-biopharm AG, Darmstadt |
Anschaffungskosten | bis 16000 Euro je nach garantierter Analysenanzahl | 1900 Euro |
Kosten/Analyse | ca. 10 Euro | ca. 10 Euro |
Die Testergebnisse zeigen eine gute Übereinstimmung der
Systeme in Bezug auf die etablierte HPLC-Methode. Jedoch gibt es bei beiden
Systemen auch Ausreißer, also eine Abweichung von mehr als 25% vom
HPLC-Wert.
Das System B ist nach kurzer Einführung von geübtem Personal
gut durchführbar. System A hingegen verlangt mehr Erfahrung und Übung. Beide
Systeme setzten den gekonnten Umgang mit Pipetten voraus, da sonst die
Messergebnisse verfälscht werden. Die
Ergebnisse von System A variieren weniger, aber System B scheint bei der
Versuchsdurchführung etwas robuster zu sein. Beide Systeme sind in den unteren
und höheren Bereichen größere Abweichungen zu erwarten. Aber im für die
Lebensmittelherstellung und Getreideannahme wichtigen Bereich von 500 und 1250 µg/kg
liefern beide Methoden gute Ergebnisse. Laut Hersteller, können mit beiden
Systemen weitere Mykotoxine bestimmt werden. System B ist etwas einfacher in
der Durchführung, System A liefert aber bei richtiger Handhabung die weniger
variierenden Ergebnisse als System B. Beide Systeme sind gut für die
Schnellbestimmung von DON im Getreide geeignet.
Quelle: Mühle + Mischfutter; Heft 15, 11. August 2011 Dr. Christine Schwake-Anduschus & Moritz Zimmer M.Sc.