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Schädlingsbekämpfung im Getreidelager

25.07.2010

Vor dem Beginn der Getreideernte ist der beste Zeitpunkt für eine vorbeugende Bekämpfung von Vorratsschädlingen, wie Käfer, Motten und Milben im Getreidelager. Die weitgehend leeren Vorratslager können dann mit geringem Aufwand gründlich gereinigt und entseucht werden. Darüber hinaus können Lagerbedingungen geschaffen werden, die eine Vermehrung von Vorratsschädlingen hemmen.

Der Befall durch Vorratsschädlinge in frisch eingelagertem Getreide geht immer von befallenen überlagerten Vorräten von Getreide oder Futtermitteln aus. Ebenso kann er auch durch Schädlinge verursacht werden, die in den Lagerräumen in Ritzen, Ecken, Fugen oder Schächten sowie Födereinrichtungen, Maschinen und Geräten überlebt haben.

Ein Schädlingsbefall in lagerndem Getreide tritt häufig überraschend auf, da sich ein Schädlingsbefall zunächst unbemerkt in den unteren Schichten eines Getreidelagers ausbreitet. Begünstigt wird dies auch durch die Tatsache, dass die Entwicklung von Vorratsschädlingen, wie dem Kornkäfer, vom Ei über die Larve, Puppe bis zum Käfer innerhalb des Getreidekornes erfolgt. Erst wenn der voll entwickelte Käfer das Korn verlässt, wird ein Befall äußerlich sichtbar. Deswegen wird ein Schädlingsbefall in der Regel erst nach einer Massenvermehrung erkannt. Dann sind in der Regel schon erhebliche Schäden und Qualitätsverluste durch Substanzverzehr und Verschmutzung des Getreides entstanden.

Um solche Schäden zu vermeiden sollten vor der Einlagerung der neuen Getreideernte folgende Maßnahmen durchgeführt werden:

  • Alle noch vorhandenen Restmengen von Getreide werden auf Schädlingsbefall kontrolliert. Restmengen von befallenem Getreide werden fein geschrotet und verfüttert. Größere Mengen von überlagertem Getreide sollten in einen gesonderten Lagerraum ausgelagert werden.
  • Schädlingsbefall in größeren Getreidemengen, die nicht unmittelbar zu verwerten sind, kann während einer Umlagerung bekämpft werden. Beispielsweise kann ein geeignetes Pestizid während der Umlagerung auf den Getreidestrom gespritzt oder in werden. Des Weiteren können Pestizide zur Schädlingsbekämpfung auch in Form von Stäubemitteln in das Getreide eingemischt werden.
  • Vor der Einlagerung der neuen Getreideernte müssen die Getreidespeicher geleert und sorgfältig gereinigt werden. Mit Besen und Schaufel und nachfolgend mit einem leistungsfähigen Industriestaubsauger werden Böden, Wände, Balken, Fugen und Ritzen ebenso wie Fördereinrichtungen, wo sich die flugunfähigen Schädlinge verstecken können, gründlich gereinigt. Anfallende Abfälle werden am besten verbrannt. Im Speicher vorhandene Fugen und Ritzen sollten bei dieser Gelegenheit ausgebessert werden, um den Schädlingen die Unterschlupfmöglichkeiten zu nehmen. Außerdem ist es ganz wichtig, Eintrittspforten für Feuchtigkeit abzudichten.
  • War ein Befall mit Schädlingen vorhanden war, ist es empfehlenswert denn leeren und gereinigten Speicher mit einem gegen Vorratsschädlinge zugelassenen Mittel zu behandeln. Dabei werden auch versteckt lebende Schädlinge bekämpft. Neben den Böden müssen dabei auch Decken, Wände, Balken und technische Anlagen wie Fördereinrichtungen gründlich behandelt werden. Ausgebracht werden kann die Pestizidlösung mit einer Rückenspritze oder mit einer an ein Spritzgerät angeschlossenen Spritzpistole. Weiterhin möglich ist auch hier die Anwendung von Stäube- und/oder Vernebelungsmitteln.
  • Die Hinweise in der Gebrauchsanleitung einschließlich Einwirk- und Lüftungszeiten des eingesetzten Mittels müssen beim Einsatz unbedingt beachtet werden. Einige Mittel dürfen nur durch Personen mit der Pflanzenschutz-Sachkunde angewendet werden.
  • Die Bekämpfung von Vorratsschädlingen in lagerndem Getreide und in Vorratslagern kann auch mit Gas erfolgen. Solche Begasungen dürfen jedoch nur durch konzessionierte Firmen mit besonders geschultem Personal in dafür geeigneten Räumen vorgenommen werden. Außerdem ist dafür eine behördliche Genehmigung erforderlich.
  • Entsprechend den Anwendungen von Pflanzenschutzmitteln im Feld, müssen auch Pflanzenschutzmittelanwendungen im Vorratsschutz dokumentiert werden.

Kühl und trocken!

Durch die Art und Weise der Lagerung von Getreide oder Futtermitteln, kann ein Befall durch Vorratsschädlinge maßgeblich beeinflusst werden. Die Vermehrung der Schädlinge wird durch hohe Temperaturen und Feuchtigkeit begünstigt. Getreide sollte daher nur gut getrocknet (max. 14 % Feuchtigkeit) in kühle, in idealerweise unter 10 °C kalte, trockene und luftige Räume eingelagert werden. Das Eindringen von Feuchtigkeit in Lagerräume ist unbedingt zu verhindern. Die Bildung von Schwitzwasser bedingt durch die Einlagerung erntefrischen Getreide mit hohen Temperaturen, kann durch wiederholtes Belüften bei kühlen Außentemperaturen verhindert werden. Diese Maßnahme sollte so lange wiederholt werden, bis im Getreidelager sicher Temperaturen unter 10 °C erreicht sind.

Nur wenige Vorratsschädlinge, wie beispielsweise der Kornkäfer oder der Getreidekapuziner, können unversehrte Getreidekörner befallen. Die meisten Schädlinge benötigen bearbeitetes Getreide oder beschädigte Körner für ihre Vermehrung. Diese Tatsache sollte bei der Ein- und Umlagerung von Getreide beachtet werden und entsprechende Arbeite nur im notwendigen Umfang und möglichst schonend erfolgen. Hohe Temperaturen und Feuchtigkeit im Getreidelager können auch durch die Aktivität von Schädlingen im lagernden Getreide hervorgerufen werden. Um dieses Anzeichen für einen sich entwickelnden Schädlingsbefall rechtzeitig zu erkennen, empfehlen sich wiederholte Temperaturkontrollen der Getreidelager. Vor der Einlagerung von zugekauftem Getreide oder Futtermitteln sollte die Ware auf Schädlingsbefall kontrolliert werden. Denn durch die Einlagerung von befallenem Getreide in einen entseuchten Speicher wird dieser wieder zu einem Befallsherd.

„Getreidelager reinigen und entseuchen“ von Dr. Johann-Albert Pfister - Informationen für die Praxis, Regierungspräsidium Stuttgart, Juli 2010.