Remontierung des Sauenbestandes - keine Standardlösung (Teil 2)
Tiergesundheit in der Jungsauenaufzucht
Auch bei der internen Jungsauenaufzucht sind Akklimatisierung und Immunisierung von großer Bedeutung, da die Aufzucht in separierten Gebäuden geschieht und sich das Keimmilieu vom Sauenstall unterscheidet.
Vor allem folgende Keime können eine Rolle spielen:
- Actinobacillen
- Rotaviren
- Streptokokken
- Salmonellen
- Lawsonien
In diesem Zusammenhang bieten sich High-Health-Tiere zum Bestandsaufbau oder beim Wechsel von Genetiken besonders an. Diese sind zwar teuer, gewährleisten aber einen hohen Gesundheitsstatus. Vor allem beim genetik-Wechsel bieten sich diese Tiere an, denn dabei sind abgesicherte Informationen über den Gesundheitszustand der zugekauften Tiere für die Erstbelegung des Betriebes wichtig. Wenn es wirtschaftlich und logistisch möglich ist, sollte in diesem Fall eine De-/Repopulation mit kompletter Reinigung und Desinfektion der Gebäude stattfinden.
Mit den selbst aufgezogenen Jungsauen kommt eine Tiergruppe mit der Sauenherde in Kontakt, die es davor noch nicht gegeben hat. Da die Tiere Träger für Keime sein können, erhöht sich so der Infektionsdruck auf die Altsauen. Dennoch ist es möglich, nur die Grundimpfungen durchzuführen und weitere Maßnahmen nur nach Anfrage von Kunden (Mästern) durchzuführen. Ist die Aufzucht beendet, muss streng selektiert werden. Mit Hilfe eines Zuchtunternehmens kann eine Indexselektion durchgeführt werden, da der genetische Fortschritt bei der Eigenremontierung vor allem über den Eber erzielt wird.
Aspekte der Umstellung
- Bauliche Voraussetzungen: Sind ausreichend Aufzuchtplätze vorhanden?
- Wie werden die Vermehrungskastraten vermarktet?
- Steht ausreichende Arbeitszeit im Betrieb zur Verfügung?
- Wird sich der Betrieb an ein Zuchtunternehmen anschließen?
- Wie beeinflussen die Aufzuchtkosten den wirtschaftlichen Erfolg?
Stallplätze |
250 Sauen |
40% Remontierung |
100 zusätzliche Plätze für Jungsauenaufzucht |
Fläche pro Zuchtschwein: 1m2 |
Fläche pro Jungsau: 1,65m2 |
Vermarktung Börge |
10 bis 20€ Abschläge vom Basispreis |
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Arbeitszeit |
250 Sauen |
100 Jungsauen |
Pro Jungsau: 1AKh |
Pro Jahr zusätzliche 100 AKh |
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Lizenzgebühren |
40% Remontierung |
15 bis 50€ pro Stammsau |
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Aufzuchtkosten |
130 bis 250€ pro Jungsau |
Gebündelter Jungsauenzukauf
Da der hygienische und organisatorische Aufwand bei der Eingliederung fremder Tiere in den eigenen Closed-Herd-Bestand relativ hoch ist, sollte die Eingliederung von zugekauften Jungsauen in regelmäßigen Abständen von 2 bis 3 Monaten erfolgen. Dabei werden die verschiedenen Altersklassen zusammengefasst. Die Akklimatisations- sowie die Isolationsphase können so besser eingehalten werden. Die Vorteile dabei liegen im Erreichen eines maximalen Zuchtfortschritts durch Zukauf selektierter Tiere, aber auch in der Bedarfsbestellung. Das Verfahren ist bestandsgrößenunabhängig. Der Zukauf von Tieren unter vier Monaten erbringt außer der besseren Tiergesundheit keine Vorteile.
Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass das Closed-Herd-Prinzip abhängig von der Bestandsgröße erfolgreich eingeführt werden kann, wenn die notwendigen Prämissen geschaffen wurden. Für kleinere Betriebe ist es aber durchaus sinnvoll, den Jungsauenzukauf beizubehalten. Dabei sollten möglichste wenig Eingliederungen pro Jahr erfolgen, um die Tiergesundheit im Bestand zu erhalten. Wenn die Eigenremontierung gute Ergebnisse liefern soll, werden hohe Ansprüche an Management und Zuchtplanung gestellt. Erfüllt der Betriebsleiter die Anforderungen, kann das Verfahren, vor allem in Zusammenarbeit mit einem Zuchtunternehmen, zu deutlichen Verbesserung der Tiergesundheit und somit zur Senkung der Direktkosten beitragen.
„Strategien zur Erreichung eines hohen Niveaus der Tiergesundheit und Leistung
- Spezifisch-pathogen-freie Tiere (SPF-Verfahren)
- Freilandhaltung
- Außenklimastallhaltung
- Multisite-Verfahren: dabei werden die Ferkel zu einem möglichst frühen Zeitpunkt abgesetzt und in seuchenhygienisch vom Sauenbereich getrennten Aufzuchtställen aufgestallt, um Infektionsketten zu unterbrechen (segregated early weaning). Durch Antibiotikagaben an die hochtragenden oder säugenden Sauen kann das Prinzip unterstützt werden (medicated early weaning). Für eine konsequente Umsetzung dieses Verfahrens sind räumlich getrennte Sauen-, Aufzucht- und Mastställe erforderlich, die völlig isoliert voneinander bewirtschaftet werden.
- Minimal-Disease-Verfahren
- Depopulation/Repopulation (Austausch des gesamten Sauenbestandes)
- Closed-Herd-Verfahren (Eigenremontierung)
- Impfprogramme
- Konsequente Anwendung von Hygienemaßnahmen"
Professor Steffen Hoy in DGS Magazin 13/2011, S. 47
Quelle: DGS Magazin 13/2011