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Rationsbewertung bei Schweinen mit NDF

19.09.2014

Der Rohfaser-Versorgung wird bei Schweinen aktuell wieder mehr Beachtung geschenkt, da im Sinne des Tierwohls ein Ziel ist, die Schweine durch die Rohfaser so lang wie möglich mit Fressen und Verdauen zu beschäftigen und diese dadurch intensiver zu sättigen. Ein weiterer Vorteil ist, dass sich der Rohfasereinsatz unmittelbar auf die Darmgesundheit der Schweine auswirkt. Sie sorgt nämlich dafür, dass das Keimmilieu stabiler ist, indem sie den Mikroorganismen, die im Dickdarm erwünscht sind, als Nahrungsquelle dient. Des Weiteren regt die schwerer verdauliche Faser die Darmperistaltik an und beugt damit Verstopfungen vor.

Rationsoptimierung nach Rohfaser zu ungenau

Um eine Ration auf den korrekten Rohfasergehalt richtig zu optimieren, ist es wichtig, sich über die Definition „Rohfaser“ klar zu werden: Denn Rohfaser ist nicht gleich Rohfaser. Über die Rohfaser die Qualität der im Futter enthaltenen Faser zu beurteilen ist nicht ausreichend. Rohfaser bezeichnet nämlich nur die „schwerer verdaulichen Kohlenhydrate mit Lignineinlagerung“, was dem heterogenen faserigen Rückstand bei der Weender-Analyse entspricht. Diese ist schon über hundert Jahre alt, allerdings nach wie vor oft noch Standard. In der Rohfaser werden allerdings nicht die Hemicellulosen eingeschlossen, obwohl diese für die Fermentation im Dickdarm sehr wichtig sind. Wichtig für die Beurteilung einer Ration ist nicht nur ein Teil, sondern die Summe der Gerüstsubstanzen in pflanzlichen Futtermitteln, sprich: die NDF

Definition NDF

NDF bedeutet „neutrale lösliche Detergenzienfaser“ und umfasst die pflanzlichen Zellwandbestandteile in einem Futtermittel, wie Cellulose, Hemicellulose, Pektin und Ligin. Der unverdauliche Teil der Zellwandbestandteile wird als ADF bezeichnet. Besonders die Differenz aus NDF und ADF ist für die Dickdarmbewohner interessant, da diese sehr gut fermentiert werden können.

Bestimmung der NDF- Werte

In Mischfutterproben werden NDF und ADF über die nasschemische Analyse ermittelt; hier liegen die Kosten ungefähr bei 64 €. Einzelkomponenten können über die Nah-Infrarot-Reflexions-Spektroskopie (NIRS) untersucht werden. Wenn Weizen, Gerste, Roggen, Triticale und Soja analysiert werden, werden diese Werte automatisch mituntersucht, Extrakosten bleiben aus.
Tabellenwerte können für eine grobe Einschätzung herangezogen werden, allerdings können die Spannen sehr groß sein; denn abhängig vom jeweiligen Erntejahr und der Sorte können die NDF-Werte in der Tabelle und der aktuellen Probe weit auseinanderliegen.

Fazit

Die Bedeutung der NDF für eine korrekte Rationseinstellung wird immer wichtiger, da dadurch beurteilt werden kann, wie wertvoll die enthaltenen Faserbestandteile für das Schwein sind. Wichtig ist nämlich vor allem, wie gut das Tier mechanisch gesättigt werden kann und was davon für die Bakterien am Ende im Darm als Nahrung zur Verfügung steht. Mit solch einer gezielten Faserversorgung werden Potenziale ausgenutzt, ohne dass dies auf Kosten der Energieversorgung gehen muss.

Quelle: „Faser neu bewerten“ aus SUS 4/2014