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PRRSv in der Schweinehaltung

11.08.2011

Das PRRSV-Risiko im Betrieb reduzieren

Der wirtschaftlich bedeutendste Erreger in der Schweineproduktion ist das porzine reproduktive und respiratorische Syndrom Virus (PRRSV). Grundlage der Bekämpfung stellt die Verhinderung der Ausbreitung dar, sowohl intra- und interbetrieblich. Um dies erfolgreich zu bewerkstelligen, muss man mit den Charakteristika des Virus vertraut sein.

  • Übertragungsweg: vor allem bereits infizierte Schweine, die den Virus über Ausscheidungen (Speichel, Sekrete, Kot und Urin sowie Milch und Samen)
  • Dauer des Verbleibs im Tier: mindestens 56 Tage, bis zu 250 Tage (bei zugekauften Tiere unbedingt den PRRS-Status des Herkunftsbetriebes berücksichtigen)
 Praktische Maßnahmen
  1. Quarantäne und Untersuchung auf virulente Keime unerlässlich
  2. Eberstation muss auf PRRS-Status der Zuchteber achten
Zur erfolgreichen Bekämpfung von PRRSV müssen strenge Biosecurity Maßnahmen durchgeführt werden. Durch Biosecurity Protokolle soll die Einschleppung und Ausbreitung des Virus verhindert werden, dazu müssen aber alle Verbreitung- und Übertragungswege mit in die Erstellung einfließen.
Wichtig hierbei ist die Beachtung der indirekten Verbreitungswege. Zur Verhinderung der betriebsinternen Verbreitung sind folgende Schritte zu beachten:
  • Strikte Separierung unterschiedlicher Altersgruppen
  • Produktion im Rein/Raus-Verfahren
  • Gründliche Reinigung sowie Desinfizierung der Stallanlagen vor der Einstallung neuer Tier, auch schwer zugängliche Stellen
  • Entfernung aller organischer Materialien
  • Wechsel von Injektionskanülen vor allem zwischen den Altersgruppen, besonders wichtig bei akutem Krankheitsgeschehen
Zur Vermeidung der zwischenbetrieblichen Ausbreitung des PRRSV müssen die Transportfahrzeuge vom innerbetrieblichen Geschehen ferngehalten werden. Besonders wenn die Transporter auch zur Kadaverentsorgung oder der Beförderung fremder Bestände dienen, darf kein Kontakt zur inneren Sicherheitszone hergestellt werden.
Auch Personen können als mechanischer Vektor fungieren: Hände, Overalls, Stiefel etc kommen mit kontaminiertem Material in Berührung und können so das Virus in andere Gruppe übertragen. Um dies zu verhindern, werden Hygieneschleusen eingerichtet, die mit Dusche und Umkleideräumen ausgestattet sein sollen. Dort werden betriebsfremde Kleidungsstücke abgelegt und die betriebseigenen Stiefel und Overalls angezogen. Das Desinfizieren der Hände sowie Einweghandschuhe trägt ebenso zur Betriebssicherheit bei. Einwegoveralls oder Desinfektionswannen sind zusätzliche Schutzeinrichtungen. Neueste Studien haben ergeben, dass bei Einhaltung aller Vorsichtmaßnahmen eine „down time“, also die Zeit zwischen Kontakten mit unterschiedlichen Beständen, entfällt.
Um Gegenstände zu dekontaminieren, gibt es zwei Möglichkeiten: die Desinfektion mit einem Flüssigmittel, oder die Inaktivierung des Virus mit UV-Licht. UV-Licht zerstört den Virus innerhalb von 10 Minuten und ist auch für den Einsatz beispielsweise in Verladezonen oder im Eingangsbereich des Betriebes geeignet. Allerdings ist zu beachten, dass diese Maßnahme nur in Abwesenheit von Menschen angewandt werden kann.
Die Übertragung durch Insekten kann in einem Umkreis von bis zu 2,4km geschehen. Um dies zu verhindern, empfehlen sich Insektenschutznetze oder Insektizide.

 

Besonders in schweinedichten Gebieten spielt die Übertragung durch die Luft eine große Rolle. Bewiesen ist eine Übertragungsstrecke von 9,2km, wobei Faktoren wie
niedrige Windgeschwindigkeiten (1,4 -1,9m/s)
relativ hohe Luftfeuchte (77-82%)
niedrige Temperaturen (-2,6 bis 4,8°C)
intermittierende Windstöße (2,8 bis 3,7m/s)
die Reichweite begünstigen.
Der Einbau von speziellen Luftfiltern wie in den USA rechnet sich in Europa jedoch noch nicht, da das PRRSV-Geschehen bei weitem noch nicht solche Ausmaße angenommen hat. In den USA fallen jährlich 560 Mio. US$ zur Bekämpfung von PRRSV an. Diese Zustände sollen durch die aufgeführten Maßnahmen verhindert werden.
Quelle: Tiergesundheit und mehr, Ausgabe 02/11