Das PRRSV-Risiko im Betrieb reduzieren
Der wirtschaftlich bedeutendste Erreger in der
Schweineproduktion ist das porzine reproduktive und respiratorische Syndrom
Virus (PRRSV). Grundlage der Bekämpfung stellt die Verhinderung der Ausbreitung
dar, sowohl intra- und interbetrieblich. Um dies erfolgreich zu
bewerkstelligen, muss man mit den Charakteristika des Virus vertraut sein.
- Übertragungsweg: vor allem bereits infizierte Schweine,
die den Virus über Ausscheidungen (Speichel, Sekrete, Kot und Urin sowie Milch
und Samen)
- Dauer des Verbleibs im Tier: mindestens 56 Tage, bis zu
250 Tage (bei zugekauften Tiere unbedingt den PRRS-Status des
Herkunftsbetriebes berücksichtigen)
Praktische Maßnahmen
- Quarantäne und Untersuchung auf virulente Keime
unerlässlich
- Eberstation muss auf PRRS-Status der Zuchteber achten
Zur erfolgreichen Bekämpfung von PRRSV müssen strenge
Biosecurity Maßnahmen durchgeführt werden. Durch Biosecurity Protokolle soll
die Einschleppung und Ausbreitung des Virus verhindert werden, dazu müssen aber
alle Verbreitung- und Übertragungswege mit in die Erstellung einfließen.
Wichtig hierbei ist die Beachtung der indirekten
Verbreitungswege. Zur Verhinderung der betriebsinternen Verbreitung sind
folgende Schritte zu beachten:
- Strikte Separierung unterschiedlicher Altersgruppen
- Produktion im Rein/Raus-Verfahren
- Gründliche Reinigung sowie Desinfizierung der Stallanlagen
vor der Einstallung neuer Tier, auch schwer zugängliche Stellen
- Entfernung aller organischer Materialien
- Wechsel von Injektionskanülen vor allem zwischen den
Altersgruppen, besonders wichtig bei akutem Krankheitsgeschehen
Zur Vermeidung der zwischenbetrieblichen Ausbreitung des
PRRSV müssen die Transportfahrzeuge vom innerbetrieblichen Geschehen
ferngehalten werden. Besonders wenn die Transporter auch zur Kadaverentsorgung
oder der Beförderung fremder Bestände dienen, darf kein Kontakt zur inneren
Sicherheitszone hergestellt werden.
Auch Personen
können als mechanischer Vektor fungieren: Hände, Overalls, Stiefel etc kommen
mit kontaminiertem Material in Berührung und können so das Virus in andere
Gruppe übertragen. Um dies zu verhindern, werden Hygieneschleusen eingerichtet,
die mit Dusche und Umkleideräumen ausgestattet sein sollen. Dort werden
betriebsfremde Kleidungsstücke abgelegt und die betriebseigenen Stiefel und
Overalls angezogen. Das Desinfizieren der Hände sowie Einweghandschuhe trägt
ebenso zur Betriebssicherheit bei. Einwegoveralls oder Desinfektionswannen sind
zusätzliche Schutzeinrichtungen. Neueste Studien haben ergeben, dass bei
Einhaltung aller Vorsichtmaßnahmen eine „down time“, also die Zeit zwischen
Kontakten mit unterschiedlichen Beständen, entfällt.
Um Gegenstände zu dekontaminieren, gibt es zwei
Möglichkeiten: die Desinfektion mit einem Flüssigmittel, oder die Inaktivierung
des Virus mit UV-Licht. UV-Licht zerstört den Virus innerhalb von 10 Minuten
und ist auch für den Einsatz beispielsweise in Verladezonen oder im
Eingangsbereich des Betriebes geeignet. Allerdings ist zu beachten, dass diese
Maßnahme nur in Abwesenheit von Menschen angewandt werden kann.
Die Übertragung durch Insekten kann in einem Umkreis von
bis zu 2,4km geschehen. Um dies zu verhindern, empfehlen sich
Insektenschutznetze oder Insektizide.
Besonders in schweinedichten Gebieten spielt die
Übertragung durch die Luft eine große Rolle. Bewiesen ist eine
Übertragungsstrecke von 9,2km, wobei Faktoren wie
niedrige Windgeschwindigkeiten (1,4 -1,9m/s)
relativ hohe Luftfeuchte (77-82%)
niedrige Temperaturen (-2,6 bis 4,8°C)
intermittierende Windstöße (2,8 bis 3,7m/s)
die Reichweite begünstigen.
Der Einbau von speziellen Luftfiltern wie in den USA
rechnet sich in Europa jedoch noch nicht, da das PRRSV-Geschehen bei weitem
noch nicht solche Ausmaße angenommen hat. In den USA fallen jährlich 560 Mio.
US$ zur Bekämpfung von PRRSV an. Diese Zustände sollen durch die aufgeführten
Maßnahmen verhindert werden.
Quelle: Tiergesundheit und mehr, Ausgabe 02/11