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Praxisuntersuchungen für Beschäftigungsmaterial in der Putenmast

18.10.2013

Seit Oktober wird durch die „Bundeseinheitlichen Eckwerte für eine freiwillige Vereinbarung zur Haltung von Mastputen“ gefordert, dass die Halter ihren Tieren Strukturierung und Beschäftigungsmaterial im Stall anbieten. Hierfür hat die Landwirtschaftskammer Niedersachsen Versuche in Praxisbetrieben durchgeführt, die hier zusammengefasst dargestellt werden.

Versuchsaufbau und Zielsetzung

Es wurden zwei Ställe ausgewählt, die baugleich waren: zwei geschlossene Aufzuchtställe mit Unterdrucklüftung und zwei Hahnenoffenställe mit Schwerkraftlüftung. Im Aufzucht- und Hennenstall standen den Tieren drei Futter- und vier Tränkelinien zur Verfügung. Eingestreut waren die Ställe mit Hobelspänen. Als Beschäftigungsmaterial wurden zwischen Futter und Tränkelinie Strohballen verteilt.
Ziel des Versuches war die Beobachtung und Beurteilung der Akzeptanz und der Beschäftigung der Puten mit den Strohballen. Hintergrund der Forderung nach Stallstrukturierung ist, dass sich die Tiere bei Stress bzw. Ruhebedarf zurückziehen können durch erhöhte Ebenen, Unterschlupfmöglichkeiten oder einem Außenklimabereich.

Ergebnisse in der Aufzuchtphase

Kurz nach der Einstallung haben die Küken angefangen, Halme aus den Ballen zu ziehen. Einige Hennen haben am vierten Tag nach der Einstallung den Ballen erklettert. Bis zum achten Lebenstag waren die Ballen von den Tieren bis zu 30 bis 50 % belegt. Abstehende Halme dienten als Beschäftigungsmaterial. Die lockere Einstreu wurde als Sandbad verwendet. Alle 1,5 Wochen mussten die Ballen allerdings erneuert werden. Nicht alle Puten beschäftigten sich jedoch mit den Strohballen.
An den Ballenwänden kam es allerdings zu erhöhten Erdrückungsverlusten, deren Ursache nicht auf zu hohe oder zu niedrige Stallinnentemperaturen zurückzuführen war.

Ergebnisse in der Mastphase

Nach der Umstallung in die Mast haben die Puten die erhöhten Sitzebenen sehr gut angenommen. Die Ballen waren sowohl im Hahnen- als auch im Hennenstall dauerhaft belegt. Mit zunehmendem Gewicht wurde der Aufstieg schwieriger. Dies glichen einige Puten durch „Anlaufen“ aus. Es gab allerdings während des ganzen Versuchs keine Verletzungen.

Zusammenfassung der Versuche

Erhöhte Sitzebenen und Beschäftigungsmaterial werden von den Puten in jedem Alter sehr gut angenommen. Die Ergebnisse zeigen, dass erhöhte Ebenen frühestens ab der dritten Lebenswoche angeboten werden sollten, da sich sonst die Verluste erhöhen. Bei Hitze sind solche Ebenen unbedingt zu entfernen, da sonst die Erdrückungsverluste ansteigen könnten.
Ein wichtiger Punkt ist die Kontrolle der Strohqualität. Notfalls sollte das Stroh auf Aspergillen untersucht werden.


Quelle: „Strohballen gut geeignet“ aus DGS Magazin 40/2013