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In der Zukunft mehr Luzerne?

06.09.2011

In der Zukunft mehr Luzerne?
In einigen Regionen wird auch dieses Jahr wieder das Grundfutter knapp. Der Grund könnte längere Trockenheit gewesen sein. Um die Grundfutterversorgung zu sichern sollte man über den Einsatz von Luzerne nachdenken. Dr. Olaf Steinhöfel und Prof. Dr. Christian Schiefer erläutern, wo die Luzerne hingehört und wie man mit ihr umgehen muss.
Die Luzerne ist keine einfache Pflanze, sie ist wetterempfindlich aber nicht gegen Hitze sondern gegen Nässe. Und man muss sie richtig pflegen und schneiden. Aber genau das ist auch ihr Vorteil, denn wenn man richtig mit ihr umgeht, kann man gute Erträge erzielen. Der pH-Wert des Bodens muss über 6 liegen, die Luzerne benötigt also kalkhaltige Böden. Am besten eignen sich tiefgründige und durchlässige Böden, die sich schnell erwärmen (keine Staunässe) eine gute Versorgung mit Kalk, Phosphor und Kali ist ebenfalls wichtig. Falls auf der Fläche vorher keine Leguminosen angebaut waren, sollte man den Boden mit kulturspezifischen Rhizobien impfen oder es dem Saatgut beimischen (z.B. Radicin). Man sollte bei der Sortenwahl nicht nur auf Trockenmasse- und Rohproteinertrag achten, sondern auch auf Ausdauer und Winterhärte. Es eignen sich zum Beispiel folgende Sorten aus der Liste des Bundessortenamts: Alpha, Daphne, Fee, Fiesta, Filla, Fraver, Fusion, Planet, Plato
Um Luzerne richtig zu pflegen muss sie regelmäßig geschnitten werden, jedoch nicht unter  5cm. Sie reagiert sehr empfindlich auf erhöhten Bodendruck (bei Nässe) und scharfe Eggen und Grubber, diese verletzen die Wurzelköpfe, was zur Ausdünnung des Bestandes führt. Man sollte Luzerne nicht beweiden. Je älter die Pflanze ist, desto schneller verholzt sie.  Mit zunehmender Reife wird Luzerne zu einem energiearmen Futtermittel (besitzt keine Reservekohlenhydrate, welche dem Absinken der Verdaulichkeit entgegenwirkt). Deshalb ist der richtige Erntezeitpunkt entscheidend.
Folgende Schnittzeitpunkte und Schnitthöhen sind zu empfehlen:

  • 1. Aufwuchs: 40 bis 65 cm Wuchshöhe
  • 2. und 3. Aufwuchs: 35 bis 50 cm Wuchshöhe
  • 4. und 5. Aufwuchs:15 bis 20 cm Wuchshöhe (spätestens bis 20. Okt.)

Luzerne ist mit 4 bis 7 % in der Trockenmasse relativ zuckerarm, deshalb wird gern Luzerne-Gras-Gemenge angebaut. Sind die Sommer aber sehr heiß, wird das Gras schnell verdrängt. Es ist sinnvoll Siliermittel einzusetzen, da Luzerne eine sehr hohe Pufferkapazität hat. Wichtig ist , dass die Luzerne einen Trockenmassegehalt von mindestens 35 Prozent hat, denn sonst ist sie nur sehr schlecht silierbar, selbst mit Siliermittel. Luzerne sollte also erst zwei Tage angewelkt werden und dann am besten noch mit Siliermittel und Melasse versetzt werden. In Gebieten, in denen Grundfutter knapp werden kann, vor allem durch Hitze und Trockenheit, sollte man über den Anbau von Luzerne nachdenken, denn wenn man sie richtig handhabt, kann man damit gute Erträge erzielen.
Tipp zum Säen: Luzerne sollte am besten zwischen Mitte März und Mitte April ausgesät werden. Das Keimtemperaturoptimum liegt bei ca. 5°C. Fröste bis – 8°C schadet dem Saatgut im Boden nicht, aber junge Keimlinge vertragen solch tiefe Temperaturen nicht.  Das Saatbett sollte gut angewalzt und unkrautfrei sein und beim Drillen sollte nicht mehr wie 6 km/h gefahren werden.

Quelle: dlz primus rind, Ausgabe 10, Oktober 2010