Hohe Unfallzahlen mit Mast- und Deckbullen
Die Arbeit mit Mast- und Deckbullen hat in den vergangenen 10 Jahren bis zu 70 Tote und über 10.000 Verletzte mit sich gebracht. Am gefährlichsten ist hierbei die Arbeit mit Deckbullen, aber ebenfalls das Aussortieren von Mastbullen birgt große Gefahren, die sehr oft unterschätzt werden.
Problem Nummer 1: Stress bei Mensch und Tier
Die größte Gefahr ist, wenn Stress beim Verladen und Umstallen der Bullen auftritt. Da die Tiere kaum in direkten Kontakt zum Menschen kommen, sind sie nervös. Außerdem müssen viele Bullen den Stall über die Trogkante verlassen, was nur widerwillig getan wird. Dazu kommt, dass der Landwirt ebenfalls angespannt ist, trotzdem aber nicht immer mit der höchsten Aufmerksamkeit bei der Sache ist.
Es gibt allerdings einige Punkte zu beachten, die zu mehr Sicherheit bei dieser gefährlichen Arbeit führen können:
- wenn schlachtreife Bullen in einer Bucht ohne Fressgitter gehalten werden, sollten diese immer als ganze Gruppe verkauft werden
- beim Treiben der schlachtreifen Bullen zum Fahrzeug sollte der Treibgang so gestaltet sein, dass die Bullen keine Chance haben, sich umzudrehen
- es sollte möglich sein, die Bullen ohne das Betreten der Bucht verladen zu können (z.B. mit einem Treibschild)
- der Treibgang und der Viehtransporter sollte gezielt ausgeleuchtet werden um Licht- und Schattenspiele zu vermeiden. Die Hell- Dunkel-Anpassung dauert beim Rind fünfmal länger als beim Menschen, deshalb weigern sich Tiere dunkle Bereiche zu betreten
- beim Treiben auf möglichst gleiche Bodenbeläge achten, unterschiedliche Bodenbeläge irritieren die Tiere
- die Verladung möglichst ebenerdig gestalten (z.B. Rampe), so dass die Tiere keine steilen Transportklappen hinauflaufen müssen
- Zwischentore bei langen, breiten Treibgängen einbauen, damit die Tiere bei einem Fluchtreflex nicht den gesamten Treibgang zurücklaufen
Besonders hilfreich wäre ein separater Treibgang hinter den
Bullen, der ein einfaches Ausstallen ermöglicht. Aufgrund der zusätzlichen Investitionskosten
wird oft darauf verzichtet. Anbaulösungen für den Frontlader können hierbei allerdings
Abhilfe schaffen und die Bullen gefahrlost aus der Bucht treiben lassen.
Quelle:
„Mastbullen sicher aus der Bucht holen“ aus top agrar (6/2012, S. R34)