Fruchtbarkeitsprobleme im Sauenbestand ? Detektivisches Gespür erforderlich!
Das Ausmaß von Fruchtbarkeitsproblemen in Sauenbeständen ist sehr vielfältig: Einige Sauen rauschen gar nicht oder rauschen um, andere rauschen zwar, zeigen aber keine ausreichende Duldung, einige verferkeln, gebären kleine Würfe oder bringen tote bzw. lebensschwache Ferkel zur Welt. In wirtschaftlich schwierigen Zeiten, wie sie derzeit vorkommen, ist eine erfolgreiche Ferkelproduktion jedoch sehr wichtig.
Infektionen als Auslöser
Die Suche nach der Ursache für Fruchtbarkeitsstörungen ist sehr aufwändig. Häufig werden Infektionen mit Bakterien oder Viren als Auslöser vermutet. Das Krankheitsbild ist meist jedoch sehr unspezifisch. Deshalb sind labordiagnostische Untersuchungen meist unumgänglich. Für den direkten Erregernachweis eignen sich sowohl tot geborene oder verendete Mumien, als auch Tupferproben im Genitaltrakt und Blutproben. Bei einer eindeutigen Identifizierung des Erregers müssen die Tiere sofort antibiotisch behandelt werden oder vorbeugende Maßnahmen ergriffen werden.
Richtiges Besamungsmanagement
In zwei Drittel aller Fälle sind jedoch nicht Infektionen die Ursache für Fruchtbarkeitsprobleme. Einen großen Einfluss hat das Besamungsmanagement. Fehler bei der Besamung äußern sich vor allem in regelmäßigem Umrauschen, d.h. 18 bis 24 Tage nach dem Belegen. Die Besamung sollte dabei zwölf Stunden vor bis vier Stunden nach dem Eisprung erfolgen, damit die Spermien zum richtigen Zeitpunkt auf die Eizelle treffen. Die Eizelle ist nämlich nur 4 Stunden im Genitaltrakt überlebensfähig, die Spermien hingegen 24 Stunden. Für die Besamung orientiert man sich dabei am besten am Rauscheeintritt. Dazu ist es aber auch wichtig die Duldung zweimal täglich mit einem Eber zu kontrollieren.
Optimale Haltungsbedingungen
Hohe Leistungen können die Sauen nur bringen, wenn sie optimal gehalten werden. Das Deckzentrum sollte möglichst im Rein-Raus belegt werden. Nach dem Absetzen unterstützt ein mehrstündiger Aufenthalt der Sauen in einem Auslauf oder einer Gruppenbuch den Zyklusstart. Dabei unterstützen soziale Auseinandersetzungen, dass das Hormon Prolaktin der Säugephase durch Gonadotropin für die Rausche ersetzt wird. Außerdem fördert ein ausreichendes Lichtangebot im Deckzentrum (300 Lux unter der Lampe für 12 bis 16 Stunden) die Hormonproduktion und damit die Rausche. Das Umstallen in die Gruppenbucht sollte nicht um den 12. bis 18. Trächtigkeitstag erfolgen, da sich während dieser Zeit die Embryonen in die Gebärmutter einnisten. Optimal ist die Gruppenbildung ab dem 28. Trächtigkeitstag, nach erfolgter Scanner- oder Ultraschalluntersuchung.
Jahreszeitliche Einflüsse
Sowohl Hitzestress im Sommer als auch die immer kürzer
werdenden Tage im Herbst vermindern die Fruchtbarkeit bei der Sau. Durch
Managementmaßnahmen können diese Einflüsse jedoch etwas abgemildert werden.
Im Sommer stressen heiße Tage die Sau. Die Rausche ist dabei verkürzt und der
Eisprung kann bis zu sechs Stunden früher erfolgen- das sollte man für die Wahl
des Besamungstermines beachten. Reflektierende Folien am Fenster und eine
Verdunstungskühlung im Stall ermöglichen die Absenkung der Stalltemperatur und
dadurch auch eine geringere Körpertemperatur für die Sau.
Im Herbst ist die Fruchtbarkeitsleistung beim Hausschwein wie auch beim
Wildschwein herabgesetzt. Auf diese Weise soll verhindert werden, dass die
Sauen in der kargen Winterzeit abferkeln müssen. Dabei spielen die kürzeren
Tage eine Rolle. Sie vermindern die LH-Ausschüttung und damit auch den
Progesteronspiegel. Deshalb ist zu empfehlen, ab August das Licht im Stall
täglich 16 Stunden brennen zu lassen.
In Kondition füttern
Versorgen Sie Ihre Sauen während der Laktation mit
ausreichend Energie! Es ist erwiesen, dass Sauen, die während der Laktation
mehr als 15 kg Körpersubstanz verlieren, nach dem Absetzen verzögert rauschen,
geringere Abferkelraten aufweisen und kleinere Würfe gebären. Wenn zu wenige Fettgewebezellen
vorhanden sind, wird zu wenig von dem Hormon Leptin gebildet. Dieses kann dem
Gehirn dann nicht mehr das Signal übermitteln, dass genug Fett und damit
ausreichend Energiereserven für eine erfolgreiche Trächtigkeit vorhanden sind.
Sobald dann am 28. Tag die Trächtigkeit per Scanner oder Ultraschallgerät
sicher festgestellt wurde, kann über die Fütterung die Kondition der Sauen bedarfs-
und leistungsgerecht eingestellt werden. Dadurch ist der Stoffwechsel und der
Hormonhaushalt der Tiere ausgeglichen, was positiv für die Fruchtbarkeit der
Sauen ist.
Quelle: „Gute Fruchtbarkeit ist keine Hexerei“ top agrar 10/2011