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Erfolgreiche Kälberaufzucht

04.01.2011

Eine gute Kälberaufzucht ist Voraussetzung für eine ökonomische Milchviehhaltung und Rindermast. Die zentrale Rolle spielt dabei die Fütterung und die richtige Fütterungsstrategie. Im Bereich der Kälberfütterung ist für ein funktionierendes ökonomisches Konzept die Entscheidung über die Tränkedauer sowie die Tränkedarbietung von Bedeutung.

Bei der Tränkedauer wird zwischen Früh-, Normal- und Spätentwöhnung unterschieden. Allen Verfahren geht jedoch grundsätzlich eine einwöchige Biestmilchphase voraus. Diese Phase, insbesondere die Erstkolostrumgabe, ist für die Entwicklung des Immunsystems und damit für die Gesundheit des Kalbes entscheidend. In den ersten drei Lebensstunden sollte das Kalb mindestens 2l Biestmilch erhalten. Danach sollte die tägliche Tränkemenge zwölf Prozent des Lebendgewichts, verteilt auf drei Mahlzeiten, entsprechen. An die einwöchige Biestmilchphase schließt sich die reguläre Tränkeperiode an. Neben der Bereitstellung von Nährstoffen zur Erhaltung der Körperfunktionen und zum Wachstum des Kalbes, ist hierbei die Förderung der Vormagenfunktion von großer Bedeutung. Bei Früh-, Normal- und Spätentwöhnung wird den Kälbern ab dem achten Lebenstag Heu zur freien Aufnahme angeboten. Dadurch wird zum einen die Wiederkauaktivität, sowie die Größe des Pansens positiv beeinflusst. Zur Anregung der Festfutteraufnahme und zur Deckung des Flüssigkeitsbedarfs wird zusätzlich frisches Wasser zur Verfügung gestellt.

Bei der Frühentwöhnung erhalten die Kälber von der zweiten bis zur maximal achten Lebenswoche eine Vollmilch- oder Milchaustauschertränke. Voraussetzung für den Erfolg dieser Tränkemethode ist die rasche Aufnahme von Festfutter, vor allem Kraftfutter, um die Nährstoffversorgung des Kalbes zu gewährleisten. Sinnvoll ist eine frühzeitige Gruppenhaltung, da Futterneid und Nachahmungseffekt die rasche Festfutteraufnahme fördert. Die Zusammensetzung der Kraftfutterration spielt dabei ebenfalls eine große Rolle. Entscheidend sind unter anderem leichte Verdaulichkeit, hohe Akzeptanz und Verträglichkeit sowie optimale Futterhygiene. Mit dem Absetzen sollte erst begonnen werden, wenn das Kalb Kraftfutter in Höhe von einem Prozent seines Lebensgewichts aufnimmt. Vorteil der Frühentwöhnung sind geringere Futter- und Arbeitskosten.

Bei der normalen Entwöhnung wird bis zur maximal zwölften Lebenswoche Milch- oder Milchaustauschertränke vertränkt. Die Versorgung mit Heu, Kraftfutter und Wasser läuft wie bei der Frühentwöhnung ab. Jedoch steht dem normal entwöhnten Kalb für die Sicherstellung einer ausreichenden Aufnahme an Kraftfutter mehr Zeit zur Verfügung. Nachteil dieser Fütterungsstrategie ist ein höherer Futter- und Arbeitszeitbedarf im Vergleich zur Frühentwöhnung.

Bei der Spätentwöhnung unterscheidet man in eine schnelle und eine normale Spätentwöhnung. Beide Varianten sind ausschließlich in Fresser- oder Mastbetrieben während der Gewöhnungsphase zu finden, in der die Kälber auf die spätere Mastration ohne Einbrüche in den Tageszunahmen umgestellt werden sollen. Bei der schnellen Spätentwöhnung werden die Kälber in der zehnten bis zwölften Lebenswoche vom Geburtsbetrieb zugekauft und durchlaufen im Mastbetrieb eine drei- bis fünfwöchige Entwöhnungsphase mit einem Absetzgewicht von 120 kg. Bei der normalen Spätentwöhnung werden die Kälber in der fünften bis siebten Lebenswoche in den Mastbetrieb eingestallt und werden nach einer zehnwöchigen Tränkephase mit 150 kg abgesetzt.

Eine weitere Entscheidung betrifft die Wahl zwischen Vollmilch, Milchaustauscher oder auch eine Kombination beider Futtermittel. Welches Verfahren für den einzelnen Betrieb am besten geeignet ist, hängt maßgeblich von der wirtschaftlichen Bewertung der beiden Futtermittel ab. Ein sinnvoller Vergleich von Vollmilch und Milchaustauscher kann nur auf Basis gleicher Nährstoffgehalte erfolgen. Demnach entspricht 1 kg Milchaustauscher 6,2 l Vollmilch. Des Weiteren sollte berücksichtigt werden, dass ein Aufwerten der Vollmilch mit Vitaminen und Spurenelementen zur Vermeidung von möglichen Mangelerscheinungen und gesundheitlichen Schäden sinnvoll sein kann. Beim Milchaustauscher wird zwischen Produkten auf Magermilchpulverbasis und Nullaustauschern (ohne Magermilchpulver) unterschieden. Preislich gesehen sind Nullaustauscher günstiger als die magermilchpulverhaltigen Milchaustauscher. Nullaustauscher sind jedoch aufgrund ihrer pflanzlichen Proteinträger aus ernährungsphysiologischer Sicht für die Fütterung in den ersten sechs Lebenswochen nicht geeignet.

„Von früh bis spät“ von C. Köhler – dlz primus rind 10/2010