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Energieholzbedarf steigend

16.12.2010

Der stetig wachsende Bedarf an Energieholz könnte zu einer Versorgungslücke führen, die durch die klassische Forstwirtschaft nicht geschlossen werden kann. Experten gehen davon aus, dass in den nächsten zehn Jahren zwischen 20 und 40 Mio. m³ Holz fehlen. Eine Lösung wären so genannte Kurzumtriebsplantagen, deren Anbau aber bislang in Deutschland noch nicht so recht Fuß fassen konnte. In anderen Ländern, wie Schweden, Italien und Ungarn wird bereits in großem Umfang holzartige Biomasse auf Äckern produziert. In Deutschland werden derzeit nur etwa 3000 ha Ackerland als Kurzumtriebsplantagen genutzt. Trotz steigender Tendenz ist es bis zu den bis zum Jahr 2020 von der Bundesregierung angestrebten 600 000 ha noch ein weiter Weg.

Ein Grund für den nur zögerlichen Anbau von Kurzumtriebsplantagen ist die Skepsis der Landwirte. Denn die Anbauflächen der Energiewälder sind häufig 20 Jahre und länger gebunden. Somit kann auf Preisschwankungen nicht mehr mit einer Änderung der Fruchtfolge reagiert werden. Des Weiteren ist es schwierig geeignete Flächen für die Dauer von 20 Jahren zu pachten. Auch ist eine anschließende Rückumwandlung der Fläche mit einigem Aufwand verbunden, da die Wurzelstöcke mit Forstfräsen bis in eine Tiefe von 30 cm zerfasert werden müssen.

Problematisch stellt sich auch die Standort- und Sortenwahl dar. Hier kommen die Versäumnisse der Pflanzenzucht der letzten Jahrzehnte deutlich zum Tragen. Um neue Sorten und Klone von Pappeln in der Praxis einsetzen zu können muss vorweg ein Erprobungszeitraum von mindestens zehn Jahren veranschlagt werden. Zudem ist in Deutschland eine vegetative Vermehrung von Pappeln nur dann erlaubt, wenn die jeweiligen Pappelklone als geprüftes Vermehrungssaatgut zugelassen sind. Für den Anbau in Kurzumtriebsplantagen ist bislang nur eine kleine Anzahl von Pappelklonen verfügbar. Die steigende Nachfrage führt nun dazu, dass nicht eigens für deutsche Verhältnisse geprüftes Vermehrungssaatgut aus dem Ausland oder Sorten unsicherer Identität angebaut werden. Dies kann zu Problemen im Hinblick auf Anwuchssicherheit, Produktionsleistung und Regenerationsfähigkeit führen.

Neben der richtigen Sortenwahl ist auch die Wahl des richtigen Standorts entscheidend. Sehr gute Böden werden sicherlich weiterhin für den Getreideanbau genutzt, Grenzertragsböden liefern jedoch auch beim Energiepflanzenanbau nurschwache Erträge. Sinnvoll könnte die Nutzung von ertragreichen Flächen sein, die für einen wirtschaftlichen Getreideanbau jedoch zu klein sind.

Ein weiteres Problem beim Energieholzanbau ist die grenzwertige Wirtschaftlichkeit. Experten zufolge können Kurzumtriebsplantagen bei den aktuellen Preisen mit Ackerkulturen konkurrieren, jedoch nicht mit Silomais, der für die Biogasproduktion angebaut wird. Bei einem Anbauverhältnis von beispielsweise 33% Raps, 33% Weizen und 34% Silomais wäre die Pappel gerade noch wettbewerbsfähig. Aber bei einem höheren Anteil an Silomais in der Fruchtfolge kann die Pappel wirtschaftlich nicht mehr mithalten. Weitere Vorteile des Silomaisanbaus gegenüber dem Anbau von Kurzumtriebsplantagen sind außerdem Planungssicherheit, Anbauerfahrung und Flexibilität in der Anbauentscheidung. Der Vorteil des Anbaus von Kurzumtriebsplantagen könnte jedoch in der längerfristigen vertraglichen Absicherung liegen. Große Energieversorger bieten Landwirten inzwischen Finanzierungsmodelle, die jährliche Einnahmen sicherstellen sollen. Dabei werden auch Pflanzung und Ernte organisiert und finanziert. Auch die Holzabnahme ist garantiert, da die Konzerne die Hackschnitzel in ihren Biomasse-Heizkraftwerken einsetzen.

„Energieholz: Pappeln konkurrieren mit Mais“ von T. Gaul – top agrar Energiemagazin 3/2010