Ebergeruch sicher aufspüren Teil II
Zweites Unternehmen Westfleisch:
Bei Westfleisch werden
Sammel-Speckproben im Labor auf Ebergeruch untersucht. Das Unternehmen schlachtet
zurzeit 2500 Eber pro Woche. Seit Ende 2010 haben sie ihr eigenes
Qualitäts-Label „Aktion Tierwohl“ welches Kastration verbietet. Nach dem
Schlachten werden die Eberhälften auf eine separate Rohrbahn ins Kühlhaus
geleitet. Dort wird von jedem Eber eine Probe des Nackenspecks entnommen. Immer
5 dieser Proben werden für 3 Minuten bei voller Leistung in der Mikrowelle
erhitzt. Danach untersuchen drei geschulte Personen das Ergebnis unabhängig
voneinander. Zeigt eine dieser Sammelproben eine Geruchsabweichung, werden von
diesen 5 Ebern Einzelproben entnommen und nach geprüft. Momentan liegen die Kosten für die
Geruchsprobe pro Tier bei etwa 1 bis 2 Euro. Derzeit werden bei dieser Probe
2,7 % aussortiert, dies Eber wandern dann in die Verarbeitungsindustrie für
ausländische Märkte.
Westfleisch sieht die
geringe Stressbelastung vor dem Schlachten als Grund für ihre niedrige „Stinker“-
Quote. Der Betriebsleiter Mol erklärt, dass die erhöhten Buchtenwände die Eber
von den Sauen abschotten. Unruhige Gruppen werden nach Absprache mit dem
Tierarzt sehr zeitnah geschlachtet. Durch die CO2-Betäubung mit
automatischem Zutrieb sind die Tier viel weniger Stress unmittelbar vor dem Schlachten ausgesetzt. Westfleisch
liefert die 97% unauffälligen Eber im In- und Ausland zu einer bekannten Fast
Food-Kette. Seit Juli ist das Fleisch der Aktion Tier Wohl bundesweit verfügbar.
Das Unternehmen möchte das Eber-Segment ausbauen und das Geruchs-Testteam
vergrößern, jedoch ist das nur begrenzt möglich, weswegen man sich
objektivere Bewertungsmethoden wünscht. Man ist sich bewusst, dass Fehler bei Test mit
der menschlichen Nase nie ganz ausgeschlossen werden können. Aber als Voraussetzung
für den weiteren Ausbau müsste der Kunde bereit sein die Mehrkosten (auch im
Logistikbereich) zutragen. Westfleisch ist zuversichtlich, dass die Ebermast in
Zukunft rasch an Bedeutung gewinnt.
(Quelle: SUS Ausgabe Nr. 4 August/September 2011)