Ebergeruch sicher aufspüren Teil I
In den nächsten Tagen werden
wir Ihnen die verschiedenen Modelle der drei Marktführer Tönnies, Westfleisch
und Vion vorstellen, die diese entwickelt haben um Ebergeruch festzustellen.
Dass die Ebermast in
Deutschland kommen wird, sind sich viele Experten sicher. Der Druck der
Tierschützer ist zu groß, ab 2018 soll die Kastration in der EU verboten sein.
Die Vorreiter in Europa sind die Niederlande. Bis die Ebermast sich aber
wirklich durchsetzt ist noch einiges an Forschungsarbeit zu leisten, denn man
braucht eine sichere Methode um die „Stinker“ entlarven zu könne. Da der
deutsche Verbraucher nicht auf „stinkendes“ Fleisch steht.
Um die „Stinker“ sicher
auszufiltern fehlt immer noch die passende Erfindung. Hauptproblem dabei ist
die Probenahme und die Probenaufbereitung, denn z.B. die unterschiedliche Viskosität
des Nackenspecks kann das Ergebnis verfälschen. Bis eine treffsichere „elektronische
Nase“ auf den Markt kommt, können noch Jahre vergehen. Trotz der noch
vorhandenen Probleme bauen Tönnies, Westfleisch und Vion die Ebermast weiter
aus. Beim Ausfiltern der „Stinker“ hat jedes Unternehmen seine eigene Methode
entwickelt.
Erstes Unternehmen Tönnies:
Das private
Schlachtunternehmen Tönnies setzt einen Heißluftfön für den Geruchstest ein.
Das Unternehmen ist in Deutschland der Vorreiter in Punkto Ebermast. An den
drei Standorten, an denen die Eber geschlachtet werden, werden rund 28.000
Tiere pro Woche verarbeitet.
Das Unternehmen hat einen
dreistufigen Test eingeführt um den Ebergeruch zu erkennen. Ein Mitarbeiter des
SGS-Klassifizierung übernimmt die erste Stufe. Er überprüft die Bauchhöhle der
Tiere, stellt er eine Geruchsabweichung fest, wird der Schlachtkörper markiert
und aussortiert, um später weiter geprüft zu werden. Die zweite Prüfung erfolgt
hinter der Schlachtwage an den beiden Schlachtbahnen. An jeder Schlachtbahn
arbeiten zwei Personen, die erste erhitzt das innenliegende Nackenfett mit
einem Heißluftfön für drei Sekunden, bis es leicht schmilzt. Der Industriefön
arbeitet mit konstant 550 °C und wurde mit einem Abstandshalter nachgerüstet,
damit der Fön immer den gleichen Abstand von 8 cm zum Schlachtkörper hat. Die
zweite Person übernimmt dann den eigentlichen Geruchstest, stellt diese eine
Geruchsabweichung fest, wird das Tier auf eine separate Rohrbahn geleitet.
Jeder Tester wurde kritisch ausgewählt und geschult. Da die Tester regelmäßig
abgelöst werden müssen, hat das Unternehmen 35 Tester beschäftigt.
Die dritte Teststufe wird
stichprobenartig durchgeführt. Dabei wird ein Stück Nackenspeck in
verschlossenen Gläsern 10 Minuten lang auf 100 °C erhitzt, und danach auf
Geruchsabweichungen getestet. Laut Dr. Jager (Verantwortlicher für den Bereich Landwirtschaft bei Tönnies) fällt diese Nachprüfung jedoch
bald weg, wenn sein Team weiterhin so gut arbeitet.
Momentan sortiert das
Unternehmen 4,5 %der Eber aus. Die Kosten für die
Prüfung und die Logistik belaufen sich auf 50 Cent pro Tier bei Tonnies. Die Tiere die
Aussortiert worden sind, wandern in die Verarbeitung, denn nach Kochen und
Pökeln ist vom Ebergeruch nichts mehr zu spüren. Das Unternehmen will die Quote
der „Stinker“ weiter senken, indem sie die Tiere vor dem Schlachten so wenig
wie möglich unter Stress setzten, da das den Anteil an geruchsauffälligen
Tieren erhöht, Hitze erhöht die Quote ebenfalls.
Tönnies geht davon aus, dass
die Nachfrage nach Eberfleisch weiter steigt. Schon jetzt fließt bei Tönnies
das Eberfleisch in die komplette Produktpalette im In- und Ausland ein. Selbst bei
Frischfleisch gab es keine außerordentlichen Beschwerden. Das Unternehmen
rechnet damit, dass Eberfleisch zu einer festen Große auf dem Lebensmittelmarkt
wird. Momentan könnten sie die Handelsnachfrage gar nicht decken.
(Quelle: SUS Ausgabe Nr. 4 August/September 2011)