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Durchfallerkrankungen bei Kälbern-ist immer das Futter Schuld?

27.04.2012

Die Voraussetzung für eine leistungsbereite Milchkuh fängt auf Betrieben schon in der Aufzucht eines gesunden Kalbes an. Durchfälle und Infektionen der Atemwege beim Kalb sind jedoch meistens dafür verantwortlich, dass die spätere Lebensmilchleistung der Kühe geringer ausfällt. Insbesondere der Neugeborenendurchfall, der in den ersten zwei bis drei Wochen nach Geburt des Kalbes auftreten kann, ist die häufigste und verlustreichste Erkrankung junger Kälber. Es entstehen dadurch zum einen hohe Kosten aufgrund der eingesetzten Medikamente, zum anderen kann diese Erkrankung ebenfalls zu schlechteren Gewichtszunahmen, einem späteren Erstkalbealter und einer geringeren Milchleistung führen.
Neben den Ursachen, den Folgen und den möglichen Therapiemaßnahmen bei Durchfallerkrankungen wurden als weiterer wichtiger Punkt die einzelnen Prophylaxemaßnahmen näher unter die Lupe genommen. Hierbei müssen zwei Ziele verfolgt werden: Zum einen die Reduzierung des Keimdrucks und zum anderen die Erhöhung der Abwehr.

Hier sehen Sie die Checkliste zu den wichtigsten Maßnahmen bei der Vorbeuge gegen Durchfall:

  1. Geburtshygiene:
    Einzelabkalbeboxen vorhanden?
    Regelmäßige Entfernung der Einstreu zwischen den Abkalbungen?
    Wird das Kalb unmittelbar nach der Geburt aus der Abkalbebox entfernt?

  2. Aufstallung:
    Werden die Kälber in den ersten 2 Wochen alleine gehalten und haben Sie keinen direkten Kontakt mit
    gleichaltrigen Kälbern?
    Bei Igluaufstallung: ist ausreichend Abstand zwischen den Kälbern? Zeigen die Iglus mit der Öffnung von der Wetterseite weg?

  3. Hygiene bei Haltung und Fütterung:
    Erfolgt eine gründliche Reinigung und Desinfektion der Iglus/Kälberhütten, insbesondere nach durchfallkranken Kälbern?
    Werden Kraftfutterschalen und Trinkwassereimer regelmäßig sauber gemacht? Befindet sich wirklich nur trockenes Kraftfutter in den Kraftfutterschalen?
    Werden die Nuckeleimer gründlich ausgespült mit heißem Wasser und umgedreht gelagert?

  4. Biestmilchversorgung
    Wichtigste Maßnahme für Abwehr der Kalbes!
    Werden mind. 2-3 l Erstkolostrum innerhalb der ersten 2-3 Lebensstunden verabreicht? (Die Qualität des Kolostrums nimmt mit zunehmender Milchsekretion der Kuh durch Verdünnung ab, gleichzeitig nimmt die Durchlässigkeit der Darmwand des Kalbes für wichtige Inhaltsstoffe auch schnell ab)
    - wird ein Vorrat an hochwertigem Erstkolostrum bereit gestellt? Wird dieses vorzugsweise von Kühen ab der dritten Laktation gewonnen?

  5. Fütterungsmanagement – Milchaustauscher und Milchaufwerter:
    Werden qualitativ hochwertige Milchaustauscher eingesetzt? Eine offene Deklaration sagt noch nichts über die Qualität eines Milchaustauschers aus!
    Wird auf eine korrekte Anrührtemperatur geachtet? (Eimertränke: 50-60°C, Tränkautomat: 43°C)Zu kaltes Anrühren führt dazu, dass die Fettbestandteile des Pulvers verklumpen können und dadurch zu Verdauungsproblemen führen kann
    Wird der Milchaustauscher mit einer richtigen Konzentration angerührt?
    Wird der Milchaustauscher für eine lange Haltbarkeitsdauer richtig gelagert? (Keine Temperaturen über 30°C?)
    Wird eine optimale Tränketemperatur eingehalten? (40°C) Eine zu kalte Tränke führt zur verzögerten Gerinnung des Milchaustauschers, eine zu heiße Temperatur beschädigt die Magenschleimhaut
    Wird die Tränkemenge richtig eingestellt? (Nicht zu viel Milch!)
    Kann die Milch langsam aufgenommen werden? (Keine defekten Gummisauger, nicht zu wenig Widerstand beim Saugen)
    Wird bei Vollmilchfütterung ein Milchaufwerter mit wichtigen Gehalten an Mineral- und Spurenelementen eingesetzt? Besonders beim Eisen-, Vitamin A- und Vitamin E-Gehalt liegt der Bedarf des Kalbes und der Gehalt der Milch sehr weit auseinander!