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Besamungszeitpunkt durch Muhen?

25.06.2014

Wissenschaftler und Ingeneure aus Mecklenburg-Vorpommern haben ein bioakustisches Gerätesystem erfunden, das Laute von Einzeltieren in einer Tiergruppe erfassen kann und diese in ein automatisiertes digitales Auswertungssystem transferiert. Das Verfahren wurde zum Patent angemeldet und befindet sich bereits in der Testphase. Damit soll der Zeitpunkt der künstlichen Besamung besser erkannt werden.
Hintergrund der Entwicklung ist, dass der richtige Besamungszeitpunkt ein wichtiger wirtschaftlicher Faktor in der Milchproduktion ist. Fehlversuche mit teurem Bullensperma kosten viel Zeit und Geld. Je größer die Herde ist, desto schwieriger wird es für den Landwirt, den richtigen Besamungszeitpunkt zu erfassen. Der Sexualzyklus der Kuh dauert in der Regel 21 Tage, die optimale Besamungszeit aber nur 18 Stunden.

In der Praxis gibt es neben der herkömmlichen Brunstbeobachtung eine Reihe weiterer Verfahren, die zum Teil sehr unterschiedliche Ergebnisse in Bezug auf die Brunsterkennungsrate liefern.

Lösung – Muhen der Kühe als Brunstanzeichen verwenden

Aufgrund der Wichtigkeit der Thematik werden im Leibniz-Institut für Nutztierbiologie bereits seit längerem umfangreiche verhaltensphysiologische Forschungsarbeiten zur Bioakustik bei Nutztieren durchgeführt. Das brachte die Forscher auf die Idee, die Laute der Kühe als relevanten Parameter für die Brunsterkennung zu erproben. Dabei musste neben vielen technischen Herausforderungen das Problem der individuellen Erfassung der Laute gelöst werden, da Kühe im sozialen Gruppenverband leben.
Dass sich Vokalisationsparameter in Abhängigkeit von der Brunst ändern, konnte bei Milchrindern in der seit einem Jahr laufenden Testreihe mit sechzehn Jungrindern eindeutig nachgewiesen werden.

Durch die Untersuchungen konnte die ausschlaggebende Vokalisationsrate für die Brunst, also die Anzahl der Laute pro Zeiteinheit, erfasst und zur Brunsterkennung genutzt werden. Zudem wurden zwei wichtige Strukturen in den Lauten gefunden - harmonische und disharmonische Anteile, die Aufschluss über die Brunst und das Wohlbefinden der Tiere geben können.

Mit diesen Erkenntnissen können zudem weitere konkrete Anschlussprojekte geplant werden. Dies wären z.B. die Auswertung weitergehender wertvoller Daten, wie die Futteraufnahme und das Wiederkäuen der Rinder, die Auskunft über das gesundheitliche Wohlbefinden der Kuh geben könnten.

Quelle: "Ein Sensor, der das Muhen der Kühe versteht“ aus http://www.vet-magazin.com/