Eingreifen in den Kalbeverlauf
Wenn in den Kalbeverlauf nicht eingegriffen wird, liegt das Risiko einer Störung im Geburtsverlauf bei unter 10%. Dies zeigt eine Studie, die die Gesundheit von Holsteinkühen und -kälbern bei verschiedenen Geburtsbedingungen verglich. Bei dieser Studie erfassten Wissenschaftler auf einem Milchviehbetrieb in Ungarn bei 176 Abkalbungen von Mehrkalbskühen die Parameter Kalbedauer, Anteil und Schwere von Geburtsstörungen, Totgeburtenrate, Vitalität der Kälber und Gesundheitsprobleme der Kuh. Dafür teilten die Wissenschaftler die Kühe in vier verschiedene Gruppen ein, die sie bei der Kalbung unterschiedlich behandelten:
Gruppe 1: Abkalbung ohne Unterstützung; Einzelbox
Gruppe 2: Abkalbung ohne Unterstützung; Gruppenbox
Gruppe 3: Zughilfe, wenn 70 Min. nach Erscheinen der Fruchtblase oder 60 Min. nach Erscheinen der Klauen kein Fortschritt zu sehen ist; Einzelbox
Gruppe 4: sehr frühe Zughilfe; Einzelbox
In den Gruppen ohne Geburtshilfe lag der Anteil von Störungen im Geburtsverlauf bei unter 10%. Beim Eingreifen 70 Minuten nach dem Sprung der Fruchtblase lag der Anteil bei 12%. Bei einer sehr frühen Verwendung der Zughilfe traten in 47% der Fälle Störungen auf und so war auch die Totgeburtenrate mit 22% in dieser Gruppe am höchsten. In Gruppe 1 lag die Totgeburtenrate bei 0%, in Gruppe 2 bei 5% und in Gruppe 3 bei 8%. Das Eingreifen beim Geburtsverlauf hat auch Auswirkungen auf die Kälber und das Nachgeburtsverhalten. Kälber, bei denen früh in den Geburtsverlauf eingegriffen wurde, hatten direkt nach der Geburt und 24 stunden nach der Geburt die niedrigste Vitalitätsrate. In der Gruppe 2 zeigten 8% der Kühe nach der Abkalbung Nachgeburtsverhalten. Bei später Geburtshilfe hatten 18% der Kühe und bei sehr früher Geburtshilfe sogar 80% der Kühe Nachgeburtsverhalten.
Quelle: „Kalberverlauf: Am besten nicht eingreifen" aus topagrar 8/2018